Geschlechterbewusste Theologie
Geschlechterbewusste Theologie reflektiert den Einfluss von Geschlechterrollen und kulturellen Zuschreibungen auf die theologische Wissenschaft und Praxis. Dafür werden Einflüsse verschiedener kontextueller theologischer Strömungen wie der feministischen Theologie, der Befreiungstheologie, der theologischen Männerforschung und der Queer-Theology aufgenommen und ein umfassender gendertheologischer Ansatz entwickelt.
Der lange Weg der Theologinnen in der Männerkirche.
Mit dem Abschied vom religiös begründeten, traditionell patriarchalen Verständnis der Geschlechterrollen und der Anerkennung der Gottesebenbildlichkeit von Mann und Frau hat in der evangelischen Kirche eine einschneidende und zugleich langwierige Reform begonnen. Diese Reform hat das Erscheinungsbild der Kirche grundlegend verändert und begleitet sie bis auf den heutigen Tag.
Ein besonderer Meilenstein war die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern beim Zugang und bei der Ausübung des Pfarrberufs. Erst 1991 hat die letzte Landeskirche der EKD die völlige Gleichstellung von Mann und Frau im Pfarrberuf beschlossen.
Feministische Theologie bleibt in Bewegung!
Gender- und Geschlechterforschung ist Teil der feministischen Theologie. Sie setzt sich mit den aktuellen Debatten um Postmoderne, Differenz unter Frauen und Dekonstruktion von Geschlecht in den Gender Studies auseinander.
Neue Erkenntnisse der Männerforschung
Parallel zur dreißigjährigen Geschichte der feministischen Theologie hat sich in den letzten Jahren auch eine kontextuelle theologische Männerforschung, neben den Aktivitäten in der Männer- und Väterarbeit, entwickelt. Einige Vorreiter konzentrierten sich in den letzten Jahren auf Konzepte emanzipatorischer Männerarbeit. Sie beklagen die Kluft zwischen der akademischen Theologie und dem konkreten Alltag von Männern. Die Suche nach einer alltagsrelevanten Theologie, die sich mit den veränderten Herausforderungen an Mannsein und den Erkenntnissen der Männerforschung auseinandersetzt, steht an erster Stelle.
Der Lutherische Weltbund (LWB) hat sich verpflichtet, eine inklusive Gemeinschaft zu sein und Männern und Frauen die volle und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in Kirche und Gesellschaft sowie seinen Entscheidungsprozessen, Aktivitäten und Programmen zu ermöglichen. Diesem Wirken liegt das theologische Konzept zugrunde, dass alle Menschen nach dem Bild Gottes erschaffen sind und mit gleichen Rechten und gleicher Würde ausgestattet sind.
Das Frauennetzwerk des Lutherischen Weltbundes Women in Church and Society (WICAS), Westeuropa, hat eine Handreichung zur Geschlechtergerechtigkeit für Leitungsverantwortliche in Kirche, Bildungsträger und Wahlgremien herausgegeben. Verantwortliche in Leitungsfunktionen und im Bereich Organisationsentwicklung erhalten Anregungen. Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit werden vorgestellt. Das Material eignet sich auch, um in Bildungsveranstaltungen das Bewusstsein für Geschlechtergerechtigkeit als Wesensmerkmal der Kirche zu schärfen.
Gottesdienst für Alle Feiern!
Die Reihe FrauenLebenGottesdienst stellt frauenspezifische Themen in den Mittelpunkt und bietet dazu jeweils einen Gottesdienstentwurf.
- "Mütter und mehr" Thematische Impulse, Bausteine für Gruppen, Gottesdienstentwurf zu Hanna (1. Sam 1-2,10).
- "Marthas Fest" Im Gottesdienstentwurf werden zwölf Frauen vorgestellt, die geistige Mütter, Schwestern im Glauben, Weggefährtinnen, Mitstreiterinnen Jesu Christi sind.
- "Bürsten und Beten" Gottesdienst zum Thema Frauen und Gesundheit.
Im Rahmen der Lutherdekade der Evangelischen Kirche in Deutschland ist die Idee entstanden, auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 protestantische Kultur wieder zu entdecken, zu pflegen und zu profilieren. Dafür ist die Handreichung zur Vorbereitungen von Frauenmahlen entstanden.
Gerechtigkeit ist der rote Faden, der durch die gesamte Bibel führt und ihre Vielfalt zusammenhält. Jede Bibelübersetzung wird naturgemäß versuchen, dem gerecht zu werden.
Die „Bibel in gerechter Sprache“ macht nun „Gerechtigkeit“ bewusst zum methodischen und für alle nachprüfbaren Ausgangspunkt einer Bibelübersetzung. Sie will dabei, wie alle Übersetzungen, dem Ausgangstext in heutiger Sprache „gerecht“ werden. Aber genau dabei sind die folgenden Gerechtigkeitsdimensionen durchgängig im Blick. Damit werden Entwicklungen und Debatten aufgenommen und zusammengeführt, die Kirche und Theologie im letzten halben Jahrhundert im Blick auf das Thema Gerechtigkeit geprägt und verändert haben.